«Restlos wertvoll»
Holz hat es in sich. Gleich drei Produkte werden im Holzheizkraftwerk von Bioenergie Frauenfeld aus dem einzigartigen Rohstoff gewonnen: Strom, Wärme und Biokohle. Umso wichtiger, dem wertvollen Gut auch in der Natur und im Verarbeitungsprozess mit der nötigen Sorgfalt zu begegnen.
Strom für 8000 Haushalte, Wärme für die Zuckerfabrik und die benachbarten Liegenschaften sowie Biokohle beispielsweise für die Landwirtschaft – dies alles wird im Holzheizkraftwerk von Bioenergie Frauenfeld produziert. Dazu braucht es rund 25’000 Tonnen Holzschnitzel jährlich. Das sind acht LKW-Ladungen pro Arbeitstag. Ziemlich viel, so der erste Gedanke. Umso besser, dass Energieholz eine ideale Resteverwertung ist. Sozusagen das «Nose to Tail» oder das «Leaf to Root» der Holzwirtschaft.
Bewusster Umgang mit Holz rechnet sich
Während aus den Filetstücken eines gefällten Baums unter anderem Möbel entstehen, landen die weniger wertvollen Teile als Industrieholz im Bau. Alles, was dann noch übrig bleibt, wird zu Energieholz. Das können die dünneren Äste und Zweige eines hochwertigen Stamms sein sowie Schnittholz oder Buschwerk aus der Wald- und Landschaftspflege. Auch Holz, das von Schädlingen befallen ist und ansonsten ungenutzt bliebe, lässt sich als Energieholz verwerten.
Das Holz für Bioenergie Frauenfeld stammt aus den umliegenden Wäldern, nicht weiter als 50 Kilometer vom Holzheizkraftwerk entfernt. Es wird direkt vor Ort im Wald zu Holzschnitzeln verarbeitet und umgehend nach Frauenfeld transportiert. So sind die Transportwege kurz. Vor dem Hacken wird das frisch geschlagene Holz einige Monate gelagert. Dadurch reduziert sich der Feuchtigkeitsgehalt und damit das Gewicht des Materials. Je weniger Wasser mit dem Holz transportiert wird, desto umweltfreundlicher. Ein weiterer positiver Effekt: Das gehackte Holz muss in Frauenfeld weniger lang getrocknet werden, bevor es in die Pyrolyseanlage kommt. Der Energieaufwand verringert sich entsprechend.
Optimale Schnitzelqualität für hochwertige Biokohle
Jedes Holzheizkraftwerk hat aufgrund der verwendeten Technologie spezifische Anforderungen an das Hackgut. So braucht Bioenergie Frauenfeld relative grobe Schnitzel. Ausserdem sollten sie nicht zu viel Feinanteil enthalten, denn daraus lässt sich nur schwer Biokohle herstellen. Feinanteil entsteht beispielsweise dann, wenn das Holz beim Schlagen zu stark mit Erde und Sand verschmutzt wird. «Für einen stabilen Betrieb und eine einwandfreie Leistung der Anlage ist die richtige Qualität des Hackguts essenziell», betont Gesamtprojektleiter Stefan Ellenbroek. Auch die Beschaffenheit der Biokohle hängt schlussendlich davon ab – und damit ihr Wert auf dem Absatzmarkt etwa als Bodenverbesserer, Futtermittel oder als Zusatz in Baumaterialien. (Mehr zu den Vorteilen von Biokohle erfahren Sie hier.)
Um die Qualität der Hackschnitzel sicherzustellen, ist Bioenergie Frauenfeld auf kompetente und erfahrene Partner angewiesen. Die Firma N.U.P. ist einer davon. Andreas Rüegsegger, der bei N.U.P. für die Beschaffung von Energieholz sowie für die Verarbeitung des Holzes zu Hackschnitzeln und für deren Transport verantwortlich ist, erklärt: «Viele Faktoren beeinflussen die Qualität des Hackgutes.» Entscheidend sind die Auswahl der Biomasse und die technische Verarbeitung. Ausserdem steckt N.U.P viel Herzblut in eine innovative Weiterentwicklung ihrer Maschinen. Das Ziel ist stets, den Rohstoff optimal zu nutzen. «Sogar den Wurzelstock, den wir früher entsorgen mussten, können wir heute zu energetisch nutzbaren Schnitzeln aufbereiten», erzählt Andreas Rüegsegger.
Nachhaltigkeit wird grossgeschrieben
Ein wichtiges Stichwort im ganzen Verarbeitungsprozess ist Nachhaltigkeit. Das beginnt bereits bei der Waldbewirtschaftung. Der Förster bestimmt, welche Bäume überhaupt gefällt werden können. Dabei muss er sowohl die Biodiversität wie auch die Gesundheit und Sicherheit des Waldes als Erholungs- und Schutzraum berücksichtigen. In der Schweiz dürfen nicht mehr Bäume geerntet werden als nachwachsen. Der sogenannte Hiebsatz ist gesetzlich verankert und wird streng überwacht. Es ist also sichergestellt, dass der Wald nicht übernutzt wird.
Die Versorgungssicherheit ist dennoch nicht gefährdet. Schliesslich wächst die Waldfläche in der Schweiz seit Jahren. Gleichzeitig nimmt aber auch der Bedarf an Energieholz kontinuierlich zu. Ein sorgfältiger Umgang mit der Ressource Holz ist deshalb umso wichtiger. Am besten, man nutzt das wertvolle Gut wie in Frauenfeld gleich mehrfach.